Rheuma meets Parodontitis

Wer unter einer rheumatischen Erkrankung leidet, hat ein höheres Risiko für eine Parodontitis und sollte zahnmedizinisch intensiv betreut werden. Probleme kann in einzelnen Fällen auch mangelnder Speichelfluss bereiten.

Rheuma ist kein einheitliches Krankheitsbild. Dahinter verbergen sich inzwischen bis zu 400 einzelne Erkrankungen, am bekanntesten die chronische Polyarthritis oder auch der Morbus Bechterew. Deshalb ist meist die Rede von ,,Krankheiten des rheumatischen Formenkreises“. Dazu gehören Krankheiten im Bereich der Gelenke, Gelenkkapseln, Sehnen, Knochen, Muskeln und des Bindegewebes, die nicht durch eine akute Verletzung oder einen Tumor hervorgerufen wurden. Entzündliche Prozesse spielen dabei eine zentrale Rolle. Und genau auf dieser Ebene können rheumatische Erkrankungen und Parodontitis sich begegnen. Der Zusammenhang zwischen Parodontitis und rheumatischen Erkrankungen ist noch nicht vollständig erforscht. Fest steht jedoch: Die Krankheiten verlaufen nach ähnlichen Entzündungsmustern – bei der Parodontitis ist der Zahnhalteapparat betroffen, bei Rheuma sind es die Gelenke. Eine interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Zahnarzt und Rheumatologen kann deshalb durchaus sinnvoll sein.

Parodontitisrisiko erhöht

Tatsache ist auch: Patienten mit einer rheumatoiden Arthritis, der häufigsten entzündlichen Erkrankung der Gelenke, leiden häufiger an einer Parodontits als Patienten, die nicht an Rheuma erkrankt sind. Umgekehrt gilt:  Wird eine Parodontitis erfolgreich behandelt, geht auch die Entzündung in den Gelenken zurück, was auch an einem Rückgang der Entzündungswerte im Blut sowie der typischen Beschwerden, etwa der steifen, schmerzhaften und geschwollenen Gelenke, erkennbar ist. Auch ein bestimmter Keim könnte beim Zusammenspiel der beiden Erkrankungen mitmischen, nämlich Porphyromonas gingivalis. Das gramnegative Bakterium wird vor allem in der Mundhöhle gefunden, wenn das Immunsystem nicht intakt ist, also auch bei chronischen Entzündungen wie der rheumatoiden Arthritis. Möglicherweise können diese Bakterien auch die Bildung rheumatischer Antikörper fördern.

Professionelle Zahnreinigung zweimal im Jahr

Unabhängig von der Ursache sollten Patienten mit einer rheumatischen Erkrankung besonders auf Zähne und Zahnfleisch achten. Empfohlen werden eine professionelle Zahnreinigung zweimal jährlich, begleitet von einer besonders gründlichen Mundhygiene, sowie eine regelmäßiges Parodontitis-Screening (PSI). Sind die Fingergelenke von der rheumatischen Erkrankung in Mitleidenschaft gezogen und ist deren Funktion eingeschränkt, bieten sich für die Reinigung Hilfsmittel an.

Immunsuppressiva verzögern die Wundheilung

Auch nach Medikamenten, die der Patient mit einer rheumatischen Erkrankung einnehmen muss, sollte vor der zahnärztlichen Behandlung gefragt werden. Während nichtsteroidale Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Diclofenac bei der Zahnsanierung kein Problem darstellen, können Immunsupressiva, die das körpereigene Immunsystem einbremsen, die Wundheilung verzögern, aber auch -schemrzlose- Zahnfleischwucherungen hervorrufen. Solche Gingivahyperplasien stellen nicht nur ein kosmetisches Problem dar. Sie schränken auch die Zahnpflege ein, auch die professionelle Zahnreinigung – mit einem erhöhten Risiko für Karies und Zahnbetterkrankungen.

 

Quelle: WIR in der Praxis